Gesamtstrecke: 206.53 km
An einem regnerischen Frühlingstag machte ich mich auf zu einer Radtour durch den Odenwald. Schon seit Wochen hatte ich über die Strecke, die Orte und die Landschaft nachgedacht. Endlich war es so weit. Morgens stieg ich auf mein vollgepacktes Fahrrad und trat in die Pedale. Der Weg führte mich entlang der B38, während die Sonne langsam über den Horizont kroch. Die meisten Teile der Strecke führten über Landstraßen, da es nur wenige Radwege gab.
Der Odenwald ist ein sanftes Mittelgebirge mit offenen Laubwäldern, Obstwiesen, Burgen und Schlössern. Auf meinem Weg erreichte ich den Höhenzug, wo einst der Nibelungen-Held Siegfried mit einem Drachen kämpfte. Die Legende besagt, dass Siegfried im Blut des Drachen badete und dadurch unverwundbar wurde. Entlang des Marbacher Stausees radelte ich weiter, bis ich schließlich eine Anhöhe über Erbach erreichte. Von dort aus ging es weiter hinauf zum Jagdschloss Eulbach, bevor ich über kleine Wege und eine lange Abfahrt nach Miltenberg gelangte.
Im schönen Odenwald, wo Deutschland besonders südländisch anmutet, herrscht mit einer Durchschnittstemperatur von 10 °C ein überaus mildes Klima. Sogar Pflanzen aus dem Mittelmeerraum und der Weinanbau gedeihen prächtig an der Bergstraße. Zudem gibt es viele hervorragende Radwege und Anschlussmöglichkeiten zu überregionalen Radreiserouten. Neben anspruchsvollen Bergetappen und Mountainbikestrecken gibt es reizvolle Radwege entlang von Bächen, Flüssen und Tälern. Beispielsweise überquert der Main-Neckar-Radweg den Odenwald zwischen Main- und Neckartal.
Von Amorbach bis Miltenberg
Kurz nach Amorbach waren erneut Wolken aufgezogen und es begann leicht zu regnen. Doch das machte mir nichts aus, denn ich hatte Regenkleidung dabei. Als ich in Miltenberg ankam, hatte sich der Himmel aufgeklart. Die Stadt lag malerisch im Mainviereck und war von Wald umgeben. Hier begann der Main-Radweg, einer der beliebtesten Radwege Deutschlands. Die Strecke war gut ausgeschildert und führte entlang des Mains durch malerische Dörfer.
In Miltenberg bewunderte ich die prächtigen Fachwerkhäuser im historischen Schwarzviertel. Im ältesten Gasthaus Deutschlands, dem „Schnatterloch“, gönnte ich mir eine Pause. Dann radelte ich weiter in Richtung Wertheim. Auf der Nordseite des Main-Radwegs erreichte ich Wertheim, eine malerische Stadt zwischen Main und Tauber. Hier herrschte ein romantisches Flair mit Fachwerkhäusern und einer imposanten Burgruine.
Miltenberg und Wertheim
Kurz vor Marktheidenfeld fand ich auf dem Campingplatz „Main-Spessart Park“ eine Übernachtungsmöglichkeit. Am nächsten Morgen setzte ich meine Reise fort und erreichte Karlstadt, wo die Wern in den Main mündet. Statt einen großen Bogen auf dem Main-Radweg zu fahren, entschied ich mich für den Weg über die Berge bei Urspringen, um Zeit zu sparen.
Eine Nacht in Marktheidenfeld
Die Strecke entlang der Wern war wunderschön, und ich genoss die Aussicht auf die Fachwerkhäuser und die Natur. Doch die Anstrengung wurde größer, als ich gegen den Strom der Wern radelte. Die Steigung wurde steiler, und ich musste mich anstrengen, um voranzukommen. Nach über hundert Kilometern an diesem Tag erreichte ich schließlich den Zeltplatz im Stadtcamping Schweinfurt und konnte mich nach einer erfrischenden Dusche in meinen Schlafsack kuscheln.
Der einundsiebzig Kilometer langer rechte Nebenfluss des Mains, entspringt bei Poppenhausen und mündet bei Gemünden-Wernfeld in den Main. Der Wern-Radweg ist eine gute Möglichkeit den Main-Radweg von Schweinfurt nach Karlstadt abzukürzen. Anstatt die lange Süd-Schleife über Würzburg zu radeln. Der Radweg ist durchgängig ausgeschildert und größtenteils asphaltiert. Auf Rad- und Wirtschaftswegen führt der Radweg über Arnstein und Werneck nach Schweinfurt. Auf den meisten Abschnitten geht es durch beschauliche Wiesenlandschaften und entlang von Wäldern. Des Weiteren ist die überwiegend verkehrsfreie Streckenführung überaus gut für Familien mit Kindern geeignet.