Gesamtstrecke: Gesamtstrecke: 219.21 km
Der etwa 260 Kilometer lange Fernradweg Sydostleden wurde am 17. Juni 2016 eröffnet und führt mit Skåne, Blekinge und Småland durch drei der beliebtesten Provinzen Schwedens. Los geht es in dem malerischen Fischerdörfchen Simrishamn und endet in der Universitätsstadt Växjö. Dazwischen erleben Sie aus Film und Fernsehen bekannte Orte und Landschaften. Schließlich ist Schweden nicht nur die Heimat der berühmten Kommissare Martin Beck und Kurt Wallander, sondern auch das Land der Helden unserer Kindheit.
Småland und das südliche Schweden, bei uns vor allem als die Heimat von Pipi und Michel bekannt, sind wild und idyllisch zugleich. Während Kühe und typische Gotlandponys auf sattgrünen Wiesen grasen, gehen Holzfäller in den Birken-Wäldern, die sich bis zur Ostküste erstrecken, ihrem Tagwerk nach.
Simrishamn
Ich kam von Trelleborg über Ystad nach Simrishamn geradelt. Die Stadt Simrishamn, mit seinen etwa 7000 Einwohnern eher ein Dorf, das durch die touristische Anziehungskraft der Küste Südschwedens in den Sommermonaten allerdings auf bis zu 25000 Einwohner anschwillt, ist das beliebteste Ferienziel der oberen Schichten Stockholms. Am kleinen Fischerhafen, der noch vor einigen Jahrzehnten die größte Fischereiflotte Schwedens beherbergte, gibt es Cafés und Restaurants. Die Mittagszeit war noch nicht angebrochen. Ich wollte ein Frühstück in einem der Cafés bestellen, aber zu meiner Überraschung gab es keine freien Plätze mehr. Dann eben später ein Happen an einem der vielen der Strände. Zumindest war das Schild nicht zu übersehen, das auf den Beginn des Sydostledens hinweist.
Ein Schlafplatz am Nachmittag
Kurz hinter dem Hafen folgt ein weit ausgedehnter Campingplatz. Entlang der Südküste gibt es eine ganze Reihe solcher Plätze. Allerdings ist keiner so groß wie dieser und ich wunderte mich darüber, dass darauf kaum Zelte oder Wohnwagen standen.
Was ist typisch Schwedisch? Bestimmt kommt einem zuerst Ikea in den Sinn. Vielleicht auch noch die Rentiere und das Sami-Land. Wer schon in Schweden war, oder die Werbung für schwedische Produkte gesehen hat, dem wird aufgefallen sein, dass man in Schweden mit dem persönlichen Du angesprochen wird. Außerdem verzichten die Schweden gerne auf die förmliche Nennung eines Titels im Namen. Obwohl dort ein sehr lässiger und freier Umgang miteinander gepflegt und auf Hierarchien kaum geachtet wird, sind Werte wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Authentizität den Schweden sehr wichtig.
Lediglich Wohnmobile in allen Größen gruppierten sich rund um die Sanitärhäuschen und entlang des abgesperrten Strandes. Angesichts dieses Anblicks war ich froh darüber auf den Komfort einer heißen Dusche auch mal verzichten zu können. Also weiter Richtung Kivik, dem Mekka aller schwedischen Apfelbaumfreunde
Vitemölla
Einige Kilometer hinter Kivik suchte ich mir einen Schlafplatz. Bei einer Abzweigung zum Skåne-Wanderweg fand ich auf einer Hinweistafel eine Markierung für einen Lagerplatz. Dieser entpuppte sich als eine riesige Wiese auf einem Hügel, inmitten eines dichten Birkenwäldchens, Meerblick inklusive. Nachdem ich das Zelt aufgebaut hatte, aß ich zu Abend und ließ die Schönheit der Natur auf mich wirken. Am nächsten Morgen ging ich hinunter zum Strand um zu fotografieren.
Es sind oft Zufälle, die Eindrücke zu besonderen Erinnerungen gerinnen lassen. Im Wasser dümpelte ein Ruderboot und ich stellte mir einen Fischer vor, der auf der ruhigen See im Morgenrot seine Angelrute auswirft, als eine junge Familie den Strand entlang gelaufen kam. Der Mann trug einen Picknickkorb und in einiger Entfernung machten sie Halt. Unterdessen die Frau Pappteller und Essen auf der Decke auslegte, gingen die anderen in den angrenzenden Wald und sammelten Holz. Die Familie hatte es sich um das Feuer gemütlich gemacht und die Kinder hielten an Spießen befestigte Würstchen in die Flammen.
Ein kleiner Abstecher zum Glimminge Hus
Ich hatte keine Bedenken das Zelt stehen zu lassen und einen Ausflug ins Hinterland zu machen. Zudem brauchte ich neue Gaskartuschen für meinen Kocher. Google Maps schlug mir das etwa 30 KM entfernte Tomelilla vor, dort gibt es einen Baumarkt für die Kartuschen. Auf dem Weg dorthin ging ich in ein Freibad und holte die verpasste heiße Dusche nach. Auf der Strecke befindet sich auch eine der besterhaltenen Burgen Skandinaviens, das Glimmingehus. Die um das Jahr 1500 von dem westfälischen Baumeister Adam von Düren errichtete Burg diente vor allem zum Schutz von Bauernaufständen. Glücklicherweise war sie bei meinem Besuch zur Besichtigung geöffnet. Bei Grabungen gefundene Gegenstände, wie beispielsweise Werkzeuge, Rüstungs- und Waffenteile, und auch venezianische Glas- und spanische Keramik Exponate sind ausgestellt. Am Abend kam ich wieder zum Zelt und am nächsten Morgen ging es weiter.
Über Kivik nach Kristianstad
Der Radweg führt zwischen Vitemölla und Åhus ein längeres Stückchen an einer Hauptverkehrsstraße entlang. Allerdings, und das macht die Strecke dann doch wieder reizvoll, überquert sie die hügeligste Gegend Südschwedens. Kleinere Birkenwälder wechseln sich mit Apfelbaumplantagen ab. Åhus, die Heimat von Absolut Wodka und im Mittelalter der bedeutendste Handelsplatz im dänischen Schonen, ist heute eine reizvolle Kleinstadt mit mittelalterlichem Stadtkern. Von dort ist es nur noch ein kurzes Stück bis Kristianstad. Heute zählt Kristianstad etwa 40000 Einwohner und beherbergt eine der größten Universitäten südlich von Stockholm. Vom dänischen König Christiaan IV. gegründet, erlangte Kristianstad im 17. Jhd. eine wichtige Bedeutung als Festungsstadt. Nicht weit vom Stadtkern entfernt gibt es eine Jugendherberge, ein sogenanntes Vandrarhem mit angeschlossenem Campingplatz. In Schweden sind die Vandrarhem in aller Regel privat geführt und für alle Altersklassen offen. Zudem sind sie wesentlich günstiger als Hotels oder Pensionen.
…Und weiter bis Karlshamn
Von Kristianstad radelte ich weiter bis zur südlichen Spitze des Nösjön. Die Landschaft bis Sölvesborg ist überwiegend landwirtschaftlich geprägt. Außerdem wird die Besiedlung immer dichter und der Autoverkehr nimmt unerträgliche Ausmaße an. Deswegen entschloss ich mich dazu, mir einen Weg über Bromölla, Ebbalycke und Pukavik nach Karlshamn zu suchen.
Im Herzen von Småland liegt die nach Jönköping zweitgrößte Stadt der Provinz. Neben einer sehr lebendigen Innenstadt, es gibt zahlreiche Cafés und Restaurants, ist die fast fünf Kilometer lange Strandpromenade um den See Växjösjön eine Hauptattraktion. Die zahlreichen und liebevoll angelegten Parks machen die Stadt zu einer der grünsten Europas. Ein Teil des Stadtparks ist Carl von Linné gewidmet, der aus Småland stammt.
Auf einem Stück Wiese in der Nähe von Forsbacka fand ich schließlich einen ruhigen Platz am Waldrand. Nachdem ich das Zelt aufgebaut hatte, die Sonne war schon untergegangen, las ich noch in dem Buch Utvandrarna von Wilhelm Moberg.Sein berühmtes Werk handelt von der Auswanderungswelle im 19. Jhd, die unter anderem durch einen starken Anstieg der Bevölkerung ausgelöste wurde, und die Menschen aus Småland und Värmland in die USA trieb. Das Buch fesselte mich, seit ich in Rostock die Fähre bestiegen hatte. Am nächsten Morgen, es dämmerte noch, radelte ich die letzten Kilometer nach Karlshamn und genoss den morgenfrischen Duft des dichten Birkenwaldes und den kühlen Wind der mich begleitete.
Tyngsryd und Växjö
Ein kurzes Stück entlang des Sees geht es auf dem Banvalsleden nach Osten. Von Tyngsryd führt ein Radweg durch Wälder, vorbei an Feld und Wiesen, bis Växjö im nördlichen Småland.