Ihr habt euch zu Beginn der dunklen Jahreszeit schon ein Fitness-Programm ausgedacht? Das ist gut: Aber anstatt nun verzweifelt zum Workout in den Fitness-Center zu hetzen, das sich nach kurzer Zeit ohnehin zum reinen Tresensport entwickelt, reicht euch für die Zukunft ein Fahrrad. Am einfachsten gelingt das, wenn ihr es in euren Alltag integriert. Es so oft wie möglich dem Auto vorzieht. Am besten wäre es, wenn ihr darüber hinaus zur Arbeit pendeln würdet. Im fahrradfeindlichen Deutschland ist das jedoch ein kniffliges Unterfangen.

Könnt ihr eure Bedenken und Vorbehalte überwinden, sind die Auswirkungen für die Gesundheit, die Fitness und den Geldbeutel außerordentlich groß. Es gibt viele Ratgeber mit interessanten Praxisbeispielen und philosophischen Herleitungen über die einzig angemessene Lebensweise. Mir liegt es fern, diese wertvollen Betrachtungen und ihre Ergebnisse infrage zu stellen. Dennoch denke ich: Fitness ist eine Haltung. Ein Lebensgefühl das euch den Alltagsstress leichter bewältigen lässt und euer Selbstbewusstsein in einer richtigen Weise stärkt.
Sport als Buße – ein Missverständnis
Dieser Text will weder eine Streitschrift für das Fahrrad, noch irgendeine spezifische Trainings-Methode sein. Stattdessen möchte ich über ein, meiner Meinung nach, weit verbreitetes Missverständnis nachdenken. In der heutigen Zeit begreifen wir Sport und Fitnesstraining oft als eine Art von Buße. Als den Preis, den wir nun mal für den Kuchen zu viel aufbringen müssen. Das Training ist uns zu einer Art strafenden Routine geworden. Nach dem anstrengenden Workout stellen wir uns vor den Spiegel und nach einem Blick auf die noch vorhandenen Speckpolster, wenden wir uns mit einigem Selbsthass wieder ab. Nur um uns anschließend zu noch größerem Leiden anzuspornen. Das ist der falsche Ansatz. Es gibt für mich zwei gute Gründe aktiv zu sein. Einerseits möchte ich gesund durch den Winter kommen und andererseits auch meine Fitness, die ich mir im Sommer mühsam antrainiert habe, so gut wie möglich erhalten.
Gründe, die für das Fahrrad sprechen
Das Fahrrad habe ich weitgehend in meinen Alltag eingebunden. Pendle auf zwei Rädern zur Arbeit, radle zum Supermarkt und regelmäßig am Wochenende. Es ist mir zur Routine geworden, das Fahrrad dem Auto vorzuziehen. Neben dem Geld und der besseren Fitness, radle ich auch wegen des besonderen Lebensgefühls, das ich nicht missen möchte. Aus eigener Kraft bei Wind und Wetter die Natur zu erleben ist einfach toll.
Fit und besser drauf

Dies hält die Lust an der Bewegung auf konstant hohem Level. Als ich vor einigen Jahren damit begonnen hatte das Fahrrad zu einem Teil meines Alltags zu machen und bewusst und regelmäßig damit fahre, stellt sich schnell eine altbekannte, aber lange vergessene Lebensfreude ein. Ich fühle mich frei und weniger beschwert. Die Sorgen des Alltags verlieren an Bedeutung. Durch das Pendeln mit dem Fahrrad erfahre ich die beste aller Welten. Ich bin sowohl sportlich als auch entspannt unterwegs. Zudem bin ich oftmals schneller am Ziel, als ich es mit dem Auto wäre. Ja, es gibt Tage an denen ich lieber das Auto nehmen würde. Manchmal ist es der Regen, ein anderes Mal der Gegenwind und oftmals sind es die Autofahrer, die keine Rücksicht nehmen. Aber die Tatsache, dass es mir durch die Bewegung und dem Draußen sein gut geht, lässt mich die Unannehmlichkeiten schnell vergessen.
Problemzone: Der Autoverkehr
Eines der Probleme im autovernarrten Deutschland ist die auf den motorisierten Verkehr zugeschnittene Infrastruktur. Allzu viele Radwege werden stiefmütterlich behandelt. Darüber hinaus ist eine allgemein fehlende Sensibilität für die spezifischen Probleme des Radfahrens zu bemerken. Diese Umstände machen es dem Radler vor allem im Stadtverkehr schwer.
Das ideale Fahrrad
Fahr das Rad, das dir am besten liegt! Ich habe mir frühzeitig einen defensiven Fahrstil angewöhnt, fahre meinen eigenen Rhythmus und wähle meine Strecken selber aus. Ich möchte mich schließlich sicher fühlen. Zudem orientiere mich prinzipiell nicht an der Geschwindigkeit anderer. In den frühen Jahren meiner Radlerkarriere legte ich großen Wert auf schnelle Räder. Ich arbeitete als Fahrradkurier und lernte frühzeitig, wie wichtig ein bequemes Rad ist, denn ich hatte mir zunächst ein unpraktisches schwergewichtiges Mountainbike mit ausgeprägter Stollenbereifung gekauft, die den Rollwiderstand mehr als verdoppelte. Das war aber nicht so schlimm, denn ich wurde angesichts der schieren Masse des Rades in kürzester Zeit fit. Also lernte ich dazu und kaufte mir ein passenderes Rad. Was ich dabei lernte? Ich war zwar schneller unterwegs, aber dies ging eindeutig auf Kosten des Komforts. Also folgte ein bequemes Tourenrad, das ich etwas an die Bedürfnisse eines Kurierradlers anpasste. Für das Pendeln nutze ich nun ein ungefedertes, aber bequemes Trekkingrad. Es ist nicht schwer und die Reifen haben einen passabel niedrigen Rollwiderstand. Mit einem Pedelec hatte ich es auch versucht. Es machte mir aber nicht viel Freude. Ich nutzte exzessiv den Hilfsmotor. Die Vorteile gingen verloren. Ich wurde dicker und verlor die zuvor gewonnene Freude am Fahren