Die Forderung nach dem verstärkten Bau separater und vor allem sicherer Radwege ist in den Medien in letzter Zeit häufig zu hören. Gleichzeitig wird jedoch mit dem Argument der Kostenexplosion dagegen polemisiert. Trotz aller Fortschritte, um das Radfahren attraktiver zu gestalten, sind die Gegner eines gleichberechtigten Miteinanders nach wie vor in der Mehrheit – so scheint es zumindest. Die Befürworter behaupten, dass Radfahrer auf der Straße fahren sollten und ein einfacher auf den Asphalt gesprühter Streifen ausreichend sei. Im derzeitigen Parteienspektrum, hauptsächlich auf kommunaler Ebene, wird regelmäßig vehement bestritten, dass dies eine zusätzliche Gefahr für Radfahrer darstellen könnte. Jetzt ist es an der Zeit, die häufigsten Mythen über die Fahrradinfrastruktur zu entlarven.
Mythos 1: Separate Fahrradwege erhöhen die Verkehrsbelastung und Umweltverschmutzung.
Dies ist wohl der am weitesten verbreitete Mythos. Dieses Beispiel verdeutlicht, wie Lügen allmählich zu gefühlten Wahrheiten werden können. Durch ständige mediale Wiederholung hat sich diese Vorstellung verfestigt. Das Argument wird gerne mit einem physikalischen Vergleich veranschaulicht: Wenn Wasser durch ein zu kleines Rohr gezwungen wird, wird es früher oder später platzen. Die Annahme, dass die Schaffung von mehr Platz für Radfahrer zu einem Verkehrskollaps führen würde, ist jedoch nicht belegt.
Im Gegenteil: Die Verkehrsdichte und das Verkehrsaufkommen folgen nicht diesem einfachen Modell. Das Konzept der induzierten Nachfrage ist bereits seit langem bekannt. Wo großzügige Infrastruktur für den Autoverkehr vorhanden ist, gibt es mehr Autoverkehr. Dies gilt auch für das Fahrradfahren und insbesondere für Fahrradwege. Hier wird der vorhandene Platz effizienter genutzt, was zu einer Abnahme des Autoverkehrs führen kann und gleichzeitig würden separate Radwege selbstredend zu mehr Sicherheit für Radfahrer führen.
Mythos 2: Radwege werden sowieso nicht genutzt.
In den sozialen Medien scheint es, als ob wir nie mehr als fünf Posts von einem Foto entfernt sind, das leere Radwege zeigt. Dazu wird oft triumphierend kommentiert: „Seht ihr!?“.
Dem folgt dann oft ein weiteres Bild: eine rote Ampel, an der sich der Autoverkehr staut. Diese Darstellung versucht den Radverkehr zu diskreditieren, ist jedoch weit von der Realität entfernt. Überall auf der Welt, in Städten mit separaten Radwegen, hat der Radverkehr erheblich zugenommen und gelichzeitig die Anzahl der in Unfälle involvierte Radfahrer abgenommen. Ein Beispiel hierfür ist Sevilla in Südspanien, wo der Bau eines 80 Kilometer langen Radwegs zu einem elffachen Anstieg des Radverkehrs führte.
Mythos 3: Radwege sind nur für weiße Männer aus der Mittelschicht.
Dies ist ebenfalls ein Mythos. Überall dort, wo Fahrräder verfügbar sind, fahren Menschen unterschiedlicher sozialer Schichten und Ethnien. Statistiken des Verkehrsministeriums in England zeigen, dass der Anteil der Radfahrer in London dem Durchschnitt der Bevölkerung entspricht.
In den USA sind es hauptsächlich Menschen mit niedrigem Einkommen, die Fahrräder nutzen. Eine angemessene Infrastruktur fördert die Vielfalt der Radfahrer und erhöht die Verkehrssicherheit.
Mythos 4: Radwege sind schlecht für das Geschäft.
Einige Einzelhändler argumentieren, dass separate Radwege die Parkplatzsituation verschärfen und somit geschäftsschädigend seien. Dieses Argument ist unbegründet.
Untersuchungen zeigen, dass der Anteil der Kunden, die mit dem Auto anreisen, überschätzt wird. Zudem wachsen Unternehmen in Städten mit separaten Radwegen schneller als jene ohne.
Mythos 5: Separate Radwege sind für Fußgänger gefährlich.
Dies ist ein weiterer unbegründeter Kritikpunkt. Städte, die eine integrierte Verkehrsplanung verfolgen, verzeichnen weniger Unfälle insgesamt. Kraftfahrzeuge sind gefährlich, und Radfahrer sind vergleichsweise weniger gefährlich für Fußgänger.
Abschließend sei gesagt: Die Niederlande waren nicht immer so fahrradfreundlich wie heute. Die Entwicklung der letzten fünfzig Jahre zeigt jedoch, dass politischer Wille und eine durchdachte Verkehrsplanung entscheidend sind. Es ist an der Zeit, Vorurteile gegenüber separaten Radwegen entlang der Fahrbahn zu überwinden und eine sichere, integrierte Verkehrsinfrastruktur zu schaffen.