Entmystifiziert: Kein Zusammenhang zwischen Radfahren und Impotenz

Radeln für die Manneskraft? Neue Erkenntnisse widerlegen Impotenz-Vorurteil. Ein altes Vorurteil, das übermäßiges Radfahren mit Impotenz in Verbindung bringt, gerät ins Wanken. Jüngste wissenschaftliche Untersuchungen zeigen einen erstaunlichen Widerspruch zu dieser langanhaltenden Annahme. Vielmehr scheint Radfahren eine positive Auswirkung auf die männliche Leistungsfähigkeit zu haben.

Radfahren galt schon immer als eine der gesündesten Sportarten – so die gängige Überzeugung. Doch die angeblichen Schattenseiten dieser Aktivität überlagern nach wie vor das Bild. Besonders hartnäckig hält sich das Vorurteil, dass exzessives Radfahren zur Impotenz führen könne. Diese Überlegung, ob das Fahrrad fahren und die dadurch gesteigerte Fitness den Schaden durch das ständige Sitzen auf dem Sattel überwiegt, wird regelmäßig in Zweifel gezogen. Doch bahnen sich jetzt neue Erkenntnisse an, die diesem Mythos den Wind aus den Segeln nehmen. Ein Fall aus den Achtzigerjahren lässt aufhorchen: Norwegische Forscher befragten 160 Männer nach einer ausgedehnten Radtour. Die Resultate waren verblüffend – jeder Fünfte von ihnen klagte über unangenehme Taubheitsgefühle im Intimbereich. Noch verblüffender: Jeder Zehnte litt gar an erektiler Dysfunktion.

Alte Studien als Brandbeschleuniger?

Selbst erfahrener Radler, stoße ich immer wieder auf Berichte über mögliche Gesundheitsrisiken des Ausdauerradelns. Eine genaue Analyse der Sachlage schien daher dringend geboten. Könnten all diese Warnungen tatsächlich zutreffen, wäre die Zukunft für Hobbysportler im Sattel wenig erfreulich. Einige Studien gehen sogar so weit zu behaupten, dass Radfahren insgesamt zur Impotenz führen könnte. Scheinbar seriösere Forschungsergebnisse legen nahe, dass eine Verbindung zwischen intensivem Radsport und Prostatakrebs sowie Potenzstörungen bestehen könnte. Bereits 2009 deckte die „European Society of Human Reproduction“ auf, dass bei fünfzehn Teilnehmern einer umfangreichen Vergleichsgruppe die Spermien-Reproduktionsrate deutlich unterdurchschnittlich ausfiel. Interessanterweise handelte es sich dabei um Langstreckenradler, die über Jahre hinweg mehr als 300 Kilometer pro Woche in die Pedale traten.

Zweifel an der Glaubwürdigkeit vorheriger Untersuchungen

Die meisten Alltagsradler bewegen sich jedoch weit entfernt von den extremen Anstrengungen eines Triathleten. Sie dürften daher kaum in Gefahr sein, ähnliche Symptome zu entwickeln. Aktuelle Forschung rückt das Bild gerade: Eine Studie mit mehr als 2.500 Teilnehmern vermag keine belastbaren Beweise für einen Zusammenhang zwischen ausgiebigem Radfahren und Potenzproblemen zu finden, geschweige denn zu Prostatakrebs. Die Wissenschaftler hinter der Studie kritisieren außerdem die vergleichsweise geringen Teilnehmerzahlen und die einheitliche Zusammensetzung der vorangegangenen Untersuchungen. Diese hatten nämlich ausschließlich Radfahrer als Vergleichsgruppe herangezogen.

Erkenntnis durch aktuelle Analysen: Keine Gefahr beim Radeln

Die neueste Untersuchung zog drei gleich große Gruppen von Radfahrern, Schwimmern und Langstreckenläufern heran. Dabei konzentrierte sie sich nicht nur auf die sexuelle Gesundheit der Teilnehmer, sondern auch auf das Auftreten von Prostatakrebs. Die Erkenntnisse sind aufschlussreich: Radfahrer weisen kein höheres Risiko im Vergleich zu den anderen Sportlern auf. Lediglich das Risiko für Harnröhrenerkrankungen war leicht erhöht. Mit besonderem Augenmerk auf das Alter enthüllte die Studie, dass eine intensivere sportliche Betätigung mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit von erektiler Dysfunktion einhergeht.

Ein Wermutstropfen bleibt

Es zeigt sich, dass Radfahrer, die etwa zwanzig Prozent ihrer Fahrtzeit im Stehen verbrachten, ein signifikant geringeres Risiko für Taubheitsgefühle hatten im Vergleich zu jenen, die überwiegend im Sattel saßen. Trotzdem sind die Wissenschaftler überzeugt: Es existiert keinerlei schlüssiger Beweis für einen Zusammenhang zwischen Radfahren und Impotenz. Im Gegenteil: Sie unterstreichen vor allem die zahlreichen Vorteile des Radsports. Die positiven Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System sind so bedeutsam, dass die Vorzüge des Radelns überwiegen. Die regelmäßige körperliche Aktivität, die sich positiv auf die männliche Potenz auswirkt, lässt lediglich das bereits erwähnte Taubheitsgefühl als einzigen nachteiligen Aspekt des Radfahrens übrig.

Quelle: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/87539/Fahrradfahren-Keine-Gefahr-fuer-maennliche-Potenz-und-Harnwegsinfektionen

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