Gesamtstrecke: 126.88 km

Nach einem kurzen Aufenthalt in Straßburg radelte ich zum Grand Canal d’Alsace. Die Ill fließt lediglich fünf Kilometer westlich davon durch Illkirch-Graffenstaden. Der Radweg entlang des Grand Canal ist bis Eschau wesentlich besser zu fahren als der entlang der Ill. Dieser ist praktisch nicht vorhanden. Es gibt zwar ausgeschilderte Radwege bis Sélestat, aber keinen direkten.

Am Illradweg
Am Illradweg

In Eschau verließ ich den Kanal und radelte nach Westen bis Fegersheim. Direkt an der Ill verläuft kein Radweg. Also suchte ich mir einen Weg über die elsässischen Dörfer.

Sélestat

Ab Fegersheim radelte ich über Benfeld, Ebersmunster und Ebersheim nach Sélestat. Neben dem Münster in Straßburg und dem Isenheimer Altar in Colmar ist die Humanisten-Bibliothek aus dem 16. Jd. eine der drei großen Schätze des Elsass. Sie befindet sich seit 1889 in einer historischen Markthalle in Sélestat. Zum Zeitpunkt meiner Radreise war die Markthalle wegen Umbauten leider geschlossen. Schade, hätte ich mir gerne angeschaut.

Sélestat - Altstadt
Sélestat – Altstadt

In Schlettstadt, so lautet der deutsche Name, sind wenig Touristen unterwegs, das wundert mich, denn die Stadt ist sehr attraktiv. Der historische Stadtkern ist noch weitgehend intakt und es gibt viele Fachwerkhäuser, die noch aus der Zeit des ausgehenden Mittelalters stammen. Nach einem Mittagessen in einem der Restaurants inmitten der verwinkelten Altstadt radelte ich weiter. Fand schließlich einen tollen Weg im Schatten der Vogesen bis Colmar.

Colmar

Colmar - Blick auf die Vogesen
Colmar – Blick auf die Vogesen

An der Stadtgrenze traf ich wieder auf die Ill. Sie umfließt Colmar im Osten, während ich weiter ins Zentrum radelte. Ich freute mich sehr auf die herrliche Altstadt, denn unter Kennern gilt die Stadt als der Höhepunkt einer Elsass-Reise. Auch wegen der gut erhaltenen und perfekt sanierten Fachwerk-Altstadt. Besonders sehenswert ist das Blumenviertels Petite-Venise in der Perle des Elsass, wie Colmar auch genannt wird.

Colmar Altstadt
Colmar Altstadt

Colmar, als Zentrum des elsässischen Weinbaus, ist ein idealer Ort für Ausflüge in die Hoch-Vogesen. Auch die vielen Wein-Dörfer entlang der südlichen Route de Vin sind einen Besuch wert. Hier wird der beste Riesling im Elsass angeboten. Außerdem liegen in unmittelbarer Nähe die herrlichen Täler Valleé de Munster und Valleé de la Fecht. Im Zentrum der Stadt steht der wilhelminische Bahnhof und an der Avenue de la Republique das ehemalige Exerzierfeld Champ de Mars. Die Präfektur, ein bombastischer klassizistischer Bau, steht zwischen Exerzierfeld und Bahnhof. Nördlich davon ist die von Bartholdy geschaffene Reiter-Statue, die den General Jean Rapp darstellt zu besichtigen.

Colmar Bahnhof
Colmar Bahnhof

Museé d’Unterlinden

Musee d'Unterlinden in Colmar
Musee d’Unterlinden in Colmar

Am Place Unterlinden steht das Dominikaner-Kloster Unterlinden. Im Mittelalter war hier das Zentrum des Mystizismus. Die frühgotische Klosterkirche wurde 1269 von Albertus Magnus geweiht. Heute befindet sich darin das Unterlinden-Museum. Besondere Exponate sind in der Eingangshalle aufgestellte romanische und gotische Steinskulpturen. Das Augenmerk der Ausstellung richtet sich auf religiöse Kunst, darunter Glasgemälde und Goldschmiedearbeiten. Der absolute Höhepunkt ist der Isenheimer Altar, von Mathias Grünewald um 1515 gemalt.

Eine Nacht an der Ill

Im Ried
Im Ried

Ich schloss mein Rad an einem belebten Platz ab. Nach wie vor lasse ich das Rad ungern unbeaufsichtigt. Obwohl ich in all den Jahren als Alleinreisender keinerlei schlechte Erfahrungen gemacht habe, ist die Angst vor Diebstahl tief in meinem Unterbewusstsein verankert. Objektiv betrachtet: Diese Furcht ist unnötig. Mit dem Krimskrams auf dem Gepäckträger möchte sich kein Dieb belasten.

Humanistische Bibliotheque in Schlettstadt
Humanistische Bibliotheque in Schlettstadt

Nach einer Rast in einem Café ging ich auf einen Rundgang durch die Stadt. Darüber war es Abend geworden. An der Ill hatte ich nur wenige Übernachtungsmöglichkeiten entdecken können. Also würde ich dort die Nacht nicht in Ruhe verbringen können. Deshalb fuhr ich in das sich zum Rhein hinziehende Ried. Ich musste nicht weit fahren. An der Grenze zu einem Naturschutzgebiet kurz vor Sundhofen fand ich ein ruhiges Nachtlager an einem wilden Seitenarm der Ill.

… Und schließlich Mulhouse

Mulhouse Marktplatz
Mulhouse Marktplatz

Die Nacht hatte ich irgendwo in der Nähe der Ill verbracht und war nun östlich von Colmar. Zu der berühmten Route des Vins d’Alsace zu radeln, die etwa 10 km oberhalb von Colmar verläuft, wäre ein großer Umweg gewesen. Die sparte ich mir, also radelte ich über Niederbergheim, Mayenheim und Illzach nach Mulhouse. Nicht nur die Orte, durch die ich radelte, waren wunderschön, auch die Landschaft war herrlich. Riedwald und landwirtschaftlich genutzte Flächen wechselten sich ab. Größtenteils geteerte Wirtschaftswege gingen selten in zerfurchte Feldwege über.

In Mulhouse
In Mulhouse

Mulhouse ist die zweitgrößte Stadt im Elsass. Im Gegensatz zur Fachwerk-Romantik, der ich bisher begegnet war, bestimmt hier die Industrie das Stadtbild. Dennoch gibt es ein paar berühmte Highlights, die man sich nicht entgehen lassen sollte. In der „Stadt der Museen“, wie Mulhouse auch genannt wird, haben das Musée de l’impression sur Étoffes (Stoffdruckmuseum) und das „Louvre der Autoindustrie“ – Le Cité de l’automobile ihren Sitz. Mittlerweile schon Mittag geworden, suchte ich mir ein Hotel in der Innenstadt, ging etwas essen und machte einen Stadtbummel. Am nächsten Tag nahm ich dann den Zug zurück in die Rheinebene.

Highlights entlang der Strecke


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