Arles
Die Sonne zündet ein Feuerwerk auf den Terrakottadächern von Arles, taucht die alten, verwitterten Ziegel in ein glühendes Orange und Rot. Es ist früher Morgen, die Luft noch kühl und klar, und die Stadt scheint noch in einem tiefen Schlaf zu liegen. Nur vereinzelt huschen Gestalten durch die engen, verwinkelten Gassen, in denen der Duft von frischem Brot aus den Boulangerien strömt, sich mit dem würzigen Aroma von Olivenöl vermischt und eine zarte Brise den Duft von Lavendel von einem nahen Marktstand herüberweht. Ich schiebe mein Fahrrad über das unebene Kopfsteinpflaster, vorbei an den ockerfarbenen Fassaden der Häuser, an denen sich das Licht der aufgehenden Sonne wie flüssiges Gold bricht. Vor einem kleinen Café, dessen Stühle ansonsten verwaist auf der Terrasse stehen, sitzt ein alter Mann mit einer abgewetzten Baskenmütze und rührt mit träger Präzision Zucker in seinen Espresso.
Am Ende der Gasse öffnet sich der Blick auf die majestätische Arena von Arles, und in der Stille des Morgens bilde ich mir ein, das ferne Echo des Gebrülls der Menge zu hören, die bei den römischen Spielen die Gladiatoren anfeuerte.
Arles, eine geschichtsträchtige Stadt in der Provence, lockt mit antiken Bauwerken wie dem Amphitheater und dem römischen Theater, die von ihrer bedeutenden Vergangenheit als römische Siedlung zeugen. Die Stadt ist aber auch ein lebendiges Zentrum für Kunst und Kultur, eng verbunden mit Vincent van Gogh und bekannt für das jährliche Fotofestival „Rencontres d’Arles“. Umgeben von der malerischen Landschaft der Provence mit Lavendelfeldern und Olivenhainen, bietet Arles Besuchern ein vielfältiges Erlebnis aus Geschichte, Kunst und südländischem Charme. Hier kann man durch die engen Gassen schlendern, auf den Spuren der Römer wandeln und die Atmosphäre genießen, die schon viele Künstler inspiriert hat. Ein Besuch in Arles ist wie eine Reise durch die Zeit, die mit allen Sinnen erlebt werden kann.
Aus den offenen Fenstern eines alten Gebäudes dringt die imaginäre Melodie einer längst vergangenen Zeit, vielleicht ein Menuett, das auf einem Cembalo gespielt wird, während in einem verborgenen Innenhof die Geister von Vincent van Gogh und Paul Gauguin mit ihren Pinseln über die Leinwand tanzen und die lebendigen Farben der Provence einfangen.
Ich radele weiter, fühle, wie das Leben in Arles seine Fäden um mich spinnt. Auf dem Place du Forum steht ein Marktstand, beladen mit Aprikosen, Feigen und roten Tomaten, so reif, dass sie beinahe unter ihrem eigenen Gewicht zu platzen drohen. „Un petit goût?“ fragt die Marktfrau, ihre Hände voller runzliger Falten, die vom Leben erzählen. Ich greife zu, beiße in eine Aprikose, und der Saft läuft mir über die Finger. Sie lacht. „So ist die Provence,“ sagt sie, „immer ein bisschen zu viel, immer ein bisschen zu wild.“
Später, am Ufer der Rhône, lasse ich mein Fahrrad gegen einen Baum sinken und setze mich ins Gras. Das Wasser glitzert in der Mittagssonne, und ein Fischerboot zieht langsam vorbei. Eine Frau mit einem großen Strohhut winkt mir vom anderen Ufer zu, und ich hebe reflexartig die Hand. Vielleicht ist es die Provence, denke ich, die mich grüßt – in ihren Menschen, in ihren Momenten, die sich wie lose Perlen aneinanderreihen.
Les Baux-de-Provence
Les Baux-de-Provence schält sich aus der flimmernden Hitze am Horizont, eine mächtige Silhouette aus Stein, die wie eine Festung aus längst vergangenen Zeiten thront. Die schmalen Straßen, die dorthin führen, winden sich zwischen endlosen Olivenhainen, deren Blätter in der Sonne silbrig schimmern. Der Weg ist staubig, die Reifen meines Fahrrads knirschen bei jedem Tritt. Der Staub legt sich wie ein sanfter Schleier auf meine Haut und klebt an den Haaren, doch der warme Wind trägt ihn immer wieder davon.
Weiter geht es, bergauf in Richtung des Dorfes. Mit jedem Meter gewinne ich an Höhe, und der Blick weitet sich über die ganze Ebene. Die Sonne brennt erbarmungslos, doch der Wind, der mir entgegen weht, bringt eine angenehme Kühle mit sich. Endlich erreiche ich den Fuß des Felsens, auf dem Les Baux-de-Provence liegt. Die Häuser drängen sich aneinander, als wollten sie sich gegenseitig Halt geben. Ich schiebe mein Fahrrad durch die engen Gassen, vorbei an alten Steinmauern und verwitterten Holztüren. Die Luft ist geschwängert vom Duft von Lavendel und Thymian.
Les Baux-de-Provence, ein malerisches Dorf in der Provence, thront auf einem felsigen Plateau in den Alpilles und blickt auf eine lange Geschichte zurück, die bis in die Antike reicht. Die mittelalterliche Burgruine zeugt von der einstigen Bedeutung als Sitz einer mächtigen Seigneurie. Heute ist das Dorf ein beliebtes Touristenziel, das Besucher mit seinen historischen Gebäuden, dem kulturellen Angebot und der Produktion von Olivenöl und Wein anzieht. Neben der Burgruine gehören die Kirche Saint-Vincent und die Carrières de Lumières, ein ehemaliger Steinbruch mit Licht- und Tonshows, zu den bedeutenden Sehenswürdigkeiten.
Musée des Santons
Der Duft von Rosmarin und Thymian liegt in der Luft, vermischt mit dem süßen Aroma von frisch gebackenen Calissons, die im Schaufenster der kleinen Bäckerei zum Kauf locken. Plötzlich stehe ich vor einem unscheinbaren Torbogen, über dem ein verwittertes Schild „Musée des Santons“ verkündet. Neugierig trete ich ein und finde mich in einer anderen Welt wieder. In einem kühlen, dämmrigen Raum sind hunderte von Santons ausgestellt, kleine, handbemalte Figuren aus Terrakotta, die Szenen aus der Provence darstellen.
Hirten mit ihren Schafen, Bäcker mit knusprigen Broten, Marktfrauen mit Körben voller Obst und Gemüse, und natürlich die heilige Familie in der Krippe. Die Details sind so liebevoll gestaltet, dass ich mich in die Welt der Figuren hineinversetzt fühle, als wäre ich Teil ihrer kleinen Gemeinschaft. Ich verlasse das Museum mit einem Lächeln und dem Gefühl, ein kleines Geheimnis entdeckt zu haben, einen verborgenen Schatz inmitten der Schönheit von Les Baux-de-Provence.
Le Luberon
Ein sanftes Wellenmeer aus grünen Hügeln, zieht mich in seinen Bann. Weinberge klettern die Hänge hinauf, unterbrochen von silbergrauen Olivenhainen und den schlanken Silhouetten dunkelgrüner Zypressen. Ich radle durch ein Meer von Lavendel, dessen Duft die Luft mit einer betörenden Süße erfüllt. Mein Weg führt mich durch verschlafene Dörfer, die sich an die Hänge kuscheln. Honigfarbene Häuser mit blumengeschmückten Fenstern versprühen einen unwiderstehlichen Charme. Von einem hochgelegenen Punkt genieße ich den atemberaubenden Blick über das Tal, während der Wind frei über die Hügel des Luberon streift.
Gordes
Gordes, ein Dorf wie aus einem Traum, klammert sich an einen steilen Felsen im Herzen des Luberon. Die Häuser, aus dem gleichen honigfarbenen Stein wie der Fels selbst gebaut, scheinen mit der Landschaft zu verschmelzen. Enge Gassen winden sich durch das Dorf, vorbei an blumengeschmückten Balkonen und kleinen Plätzen, die zum Verweilen einladen. Doch Gordes birgt nicht nur malerische Schönheit, sondern auch ein faszinierendes Geheimnis: das Village des Bories.
Dieses außergewöhnliche Dorf, nur wenige Kilometer von Gordes entfernt, besteht aus zahlreichen „Bories“, kleinen Hütten aus trocken aufeinandergeschichteten Steinen. Diese prähistorischen Bauwerke zeugen von einer längst vergangenen Zeit, als Menschen in Einklang mit der Natur lebten. Ich wandle durch die engen Pfade zwischen den Bories und spüre die Geister der Vergangenheit, die hier noch immer zu hausen scheinen. Ein Ort voller Magie und Geschichte, der mich tief berührt.
Der Luberon, ein Gebirgszug in der Provence, verzaubert mit sanften Hügeln, duftenden Lavendelfeldern und tiefen Schluchten. Als Teil des Regionalen Naturparks Luberon bietet er geschützten Lebensraum für seltene Pflanzen- und Tierarten. Malerische Dörfer wie Gordes und Ménerbes schmiegen sich an die Hänge und locken mit provenzalischem Charme. Neben landschaftlicher Schönheit bietet der Luberon auch kulinarische Genüsse. Die Region ist bekannt für exzellente Weine und lokale Produkte wie Olivenöl und Obst. Ob Natur, Kultur oder Kulinarik – der Luberon verzaubert mit seinem Charme und bietet ein unvergessliches Provence-Erlebni
Ménerbes
Die Sonne steht schon tief am Himmel, als ich in Ménerbes ankomme. Sie taucht die honigfarbenen Fassaden in ein goldenes Licht und wirft lange Schatten in die engen Gassen. Die Luft ist erfüllt vom Zirpen der Zikaden und dem Duft von Pinien und Kräutern. Nach einer langen Radtour durch den Luberon bin ich erschöpft, aber glücklich, dieses malerische Dorf erreicht zu haben.
Ich schlendere durch die Gassen, vorbei an alten Steinhäusern mit blühenden Fensterkästen und kleinen, verschlafenen Plätzen. Vor einem Brunnen plätschert erfrischendes Wasser, und auf einer Bank sitzen zwei Männer und spielen Boule. Die Atmosphäre ist entspannt und friedlich.
Am Ende einer Gasse entdecke ich ein kleines Restaurant mit einladender Terrasse. Unter einem schattenspendenden Baum stehen Tische mit karierten Tischdecken, und der Duft von gegrilltem Fisch und frischem Brot liegt in der Luft. Ich lasse mich nieder und bestelle mir ein kühles Glas Rosé.
Während ich die letzten Sonnenstrahlen genieße und dem munteren Treiben im Dorf zuschaue, fühle ich mich unendlich weit weg von aller Hektik. Ménerbes ist ein Ort, an dem die Zeit stillzustehen scheint, ein Ort zum Entspannen und die Seele baumeln lassen.